Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Oberstaufen feierte im Jahr 2015 das 60-jährige Bestehen der Heilg-Geist-Kirche in Oberstaufen. die - erbaut nach Plänen von Boris von Bodisco - am 17. Juli 1955 vom damaligen OKR Schabert eingeweiht wurde. Nachdem in den Jahren zuvor zum einen Räumlichkeiten in Gasthäusern, zum anderen die Kapelle St. Martin am Friedhof die Evangelischen zum Gottesdienst beherbergten, konnte mit dem Bau der Kirche nicht nur ein Herzenswunsch erfüllt werden, sondern seit mittlerweile 65 Jahren gibt es nun eine evangelische Kirche, die für viele Menschen auch ein Stück weit Heimat geworden ist.
60 Jahre Heilig-Geist-Kirche: das ist Zeit mit Erinnerungen an Menschen und Ereignisse, die unsere Kirchengemeinde geprägt haben. Wussten Sie zum Beispiel, dass bereits am 11. Mai 1851 der erste evangelische Gottesdienst in Oberstaufen stattgefunden hat?
Viele weitere interessanten Meilensteine wurden in einer Jubiläums-Chronik zusammengetragen. Hier ein paar Einblicke:
1. März 1952: Mit Vikar Hans Bär kommt der erste evangelische Geistliche nach Oberstaufen – allerdings beginnt Vikar Bär seinen Dienst erst einmal in Immenstadt, wo erauch im ersten Jahr wohnt. Zusammen mit dem evangelischen Pfarrer von Loeffelholz werden Gottesdienst in Oberstaufen (Friedhofskapelle), Balderschwang, Thalkirchdorf, Missen, Blaichach und Steibis gehalten, beinahe der halbe Landkreis Sonthofen ist zu betreuen. Daneben gehört der evang. Religionsunterricht u.a. in der Mädchen- und Knabenschule Oberstaufen, der Konfirmandenunterricht, Bibelstunden, Jugendkreise, Passionsgottesdienste und Kasualien zu den Aufgaben des Vikars. Und er unternahm auch regelmäßige Besuche in den Altenheimen und Krankenhäusern, in denen sich im Winterhalbjahr durch die vielen Skiunfälle der oft evangelischen Urlaubsgäste eine Häufung ergab.
24. Oktober 1954: Grundsteinlegung. Anwesend bei der Grundsteinlegung sind Dekan Kornacher, Landrat Ditterich und viele evangelische Pfarrerskollegen. Der katholische Ortspfarrer Max Ostheimer lässt auf Bitten des Vikars die Glocken seiner Kirche zur Grundsteinlegung läuten. Die Feier beginnt an diesem Tag mit der Zusammenkunft nachmittags um14.15 Uhr in der Mädchenschule, danach erfolgt der Zug zum Baugelände. Die Weihe erfolgt durch Kirchenrat Dekan Kornacher, musikalisch umrahmt wird die Feier vom Kirchenchor und der Blasmusik, die am Ende durch ein Nachspiel auch die Feier beendet.
Einweihung der Heilig-Geist-Kirche am 17. Juli 1955: Am Sonntag, den 17. Juli 1955 wurde die Heilig-Geist-Kirche mit einer großen Feier eingeweiht. Diese beginnt um 10.00 Uhr mit einem Abschiedsgottesdienst in der Friedhofskapelle. Kreisdekan Schaber, der die Einweihung vornehmen sollte, kam in den Stau und so musste der Beginn um eine halbe Stunde verschoben werden. Um 15.00 Uhr trifft man sich dann zu einem Festzug an der Mädchenschule und zieht unter Geläut der katholischen und evangelischen Kirchenglocken zur neuerbauten Kirche. Die teilnehmenden Pfarrer bringen dabei die Kirchengeräte für die neue Kirche. Die erhebende Einweihungsfeier, wie die Presse schreibt, wird mit Lautsprechern nach außen übertragen. Nach dem Einweihungsgottesdienst trifft man sich im großen Saal des Hotel Büttner und in der Gemse zur Feier.
Am 1. August 1965 tritt Vikar Erich Puchta seinen Dienst in Oberstaufen an. Geboren in Fürth, absolvierte er sein theologisches Studium in Erlangen und Tübingen. Nach der Ablegung des 1. Theologischen Examens war er für ein Jahr am Predigerseminar in Bayreuth und hatte dann als Vikar erste gemeindliche Erfahrungen in der Großstadt München (Vikariat in München-Laim) gemacht, als er vom Kreisdekan in München angerufen wird und dieser ihm Kastl in der Oberpfalz oder Oberstaufen im Allgäu als nächsten Einsatzort vorschlägt. Nach kurzer Überlegung entscheidet sich die Familie für Oberstaufen.
Das ausführliche Zeitgeschehen können Sie in unserer Chronik nachlesen:
Namensgebung unseres Dietrich-Bonhoeffer-Gemeindehaus
Einstimmig hat der Kirchenvorstand nach intensiver Beratung der eingegangenen Vorschläge beschlossen, dass das neue Gemeindehaus den Namen „Dietrich-Bonhoeffer-Gemeindehaus" tragen soll. Benannt ist das nach dem evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer, der am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg im Alter von 39 Jahren von den Nazis ermordet wurde.
In der Begründung des KV heißt es: „Mit seinem Einsatz für Ökumene passt Dietrich Bonhoeffer zum ökumenischen und offenen Charakter, den das neue Haus haben soll. Zudem hat sich Bonhoeffer besonders für die kirchliche Jugend eingesetzt. Mit seinen theologischen Schriften hat er die Nachkriegstheologie stark geprägt und ein aufrechtes Christentum in Wort und Tat gelebt.“